Genau
Es kommt immer auf die Situation und das Lötgerät an.
(Und natürlich auf die eigene Löttechnik)
Ob man Masseflächen oder dicke Kabel löten kann hängt in erster Linie von der Leistung des Kolbens ab.
Mit einer 6W Lötnadel kann man kein 10mm² Löten selbst wenn man die Nadel auf 600° rauf treibt (Sofern sie das überlebt) weil die Lötstelle die Wärme schneller wieder abgibt wie sie mit den 6W zugeführt werden können.
Eine möglichst hohe Eingangstemperatur bringt da nur eine kleine Extrakappazität beim Anfag der Lötung und vieleicht einen "Tick" mehr auf Dauer aber das ist alles sehr relativ.
Natürlich sollte das Lötgerät in Ordnung sein.
Bei Wechselspitzen ist der Kontakt sehr wichtig.
Ein 500W Kolben bringt nichts wenn die Spitze keinen vernünftigen Kontakt zum Heizelement hat.
Bei den WSP's und den WTCP von Weller sehe ich immerwieder Kolben bei denen der Bereich an der Spitze sowas von verdreckt ist das man damit effektiv nur mit 20W Leistung lötet.
Bei Masseflächen hat man da dann schon verloren.
Sauberkeit ist also auch wichtig.
Zuletzt die Spitenform.
Mit ner Konischen Spitze kann man natürlich keine Leistung auf die Lötstelle bringen,da muß eine größere Fläche her sonst versucht man nur die Leistung durch ein Nadelöhr zu pressen.
Kurzum:
Wärme ist genauso wie in der Elektrik zu Berechnen und zu behandeln.
Es gibt Wärmekapazitäten analog zu Elektrischen Kapazitäten,es gibt Wärmewiderstände die sich genauso wie Elektrische verhalten,auch der Querschnitt eines "Wärmeleiters" ist wichtig wie der querschnitt eines Leiters.
Die Formeln sind bis auf die Einheiten und kleine Ausnahmen quasi identisch.
Sollte man sich zumindest einmal durchgelesen haben um wenigstens einen gewissen Hintergrund der Geschichte zu bekommen.
Umgekehrt sollte man natürlich auch nicht übertreiben.
Mit 80W und 400° löte ich empfindliche Bauteile mit freistehenden Pads meist nur mit einer feinen Spitze,bei Masseflächen ,je nach Situation,mit kleinen bis großem Meissel (1-3.5mm).
Wichtig ist das man eine gewisse Lötkurve einhält (Nicht zu schnell aufheizen,nicht zulange Braten,nicht zu hohe Temperatur usw.) die auch noch abhängig vom jeweiligen Bauteil ist.
Es ist ja leider nicht so das es ganz bleibt oder gleich kaputt (ohne Funktion) ist sondern bei falschem Löten "Vorschädigungen" auftreten können die sich erst viel später bemerkbar machen
(Analog im Kfz-Bereich: Wasserpumpe ohne Drehmomentschlüssel ohne Hirn an den Motorblock festgeballert.geht 1000 km gut aber wenn man besonderes Pech hat Reisst das Pumpengehäuse nachts um 3:00 mitten in Frankreich auf ner Landstr. bei Regen ein und als Deutscher kann man sich dort auch gleich die Kugel geben denn die Provinzfranzosen haben noch nicht vergessen ,also kein Hilfe zu erwarten *ggg* )
Am Ende ist Löten also nicht ganz so trivial wie viele immer meinen.
Etwas Hirnschmalz sollte man schon hineinstecken.
Zu meinen Lötgewohnheiten:
Ich habe ne Weller mit WSP80 (80W) und löte meist mit 400°.
Selten gehe ich mal bei besonders empfindlichen Teilen auf 360° runter.
Für Bleifrei ca. 20° mehr.
Bei besonders massiven Masseflächen bzw. Massiven Bauteilen mit Kühlfläche heize ich mit ner Heizplatte definiert vor um die nötige Leistung zum Verlöten zu reduzieren.
Manchmal auch um Mechanische Spannungen zu vermeiden (Besondere Keramiken,Sensoren usw.) bzw. definiert abzukühlen.
Aber wie gesagt,im Alltag 400° bei 80W quer durch die Reihe mit einigen unterschiedlichen Spitzen (Der WSP80 ist Schnellwechselfähig)
Die ausfallquote liegt dabei weit unter 100ppm (Stolzdraufsei)