Das glaub ich eher nicht. Die "menschlichen"
Sensoren sind im Vergleich mit den "technischen" eher schlecht, sowohl was Auflösung und Geschwindigkeit angeht. Jede Küchenwaage ist genauer und löst feiner auf, als das menschliche Gefühl für "Kraft" bzw. "Gewicht", jeder simple Frequenzzähler ist besser als das absolute Gehör. Der Dynamikbereich der menschlichen
Sensoren ist häufig groß, das liegt aber an der nichtlinearen Kennlinie der Sensoren. Die Reizleitung in den Nerven ist auch langsam, da geht es um Millisekunden, also Kilohertz. Selbst simple SPI Schittstellen sind im 2 stelligen MHz Bereich. Moderne serielle bewegen sich eher im GHz Bereich, sind also um 6 Größenordnungen schneller, und Datenwortbreiten sind kein wirkliches Thema.
Von den technischen Daten sind Maschinen eigentlich überall besser oder viel besser als die Natur. Auf moderne SSD passen mehr nackte Informationen, als ein Mensch sich je merken kann. Der Mensch ist aber gut beim Pattern-Matching, beim Einordnen und Wiederfinden von Informationen. Er ist ebenso gut bei der Sensorfusion. Ich hab mal einen Fahrer einer Asphaltmaschine sagen hören: "Bevor mir der Laser meldet, daß etwas schief läuft, fühle ich das mit meinem Hintern". Was nicht heißt, daß er mit diesem "Gefühl" in der Lage ist, kilomerterlang eine Straße gerade zu bauen, da ist der Laser schon besser.
Was meiner Ansicht nach fehlt, sind die Algorithmen nicht die Genauigkeit und auch nicht die Rechenleistung. Wieviel "Gehirnleistung" hat wohl ein Regenwurm oder eine Kakerlake? Beide bewegen sich recht geschickt in ihrem Umfeld.
Wie das so ungefähr funktioniert kann man erkennen, wenn man sieht, wie man den Menschen austrickst. Wind von vorn, ein sich neigender Sitz und kein Bezugspunkt für das Auge erzeugt das Gefühl für Beschleunigung. Sobald aber der Beschiß erkannt ist, ändert der Mensch den Algorithmus und erkennt mit den gleichen Sensoren, was wirklich ab geht.
Dazu noch ein Beispiel: bevor es in Flugmodellen die modernen proportionalen
Servos gab, konnte man das Seitenruder nur links, rechts und geradeaus steuern. Das sind weniger als zwei Bit pro Achse und durch die verwendeten Relais auch noch langsam. In der Reaktionskette vom Auge des Piloten bis zum Ruder war also diese langsame Strecke, trotzdem wurde damit anspruchsvoller Kunstflug gemacht.
MfG Klebwax
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