Moin,
ich möchte nochmal meinen Senf dazu geben, weil einige grundlegende Dinge so nicht richtig sind.
Zu den Raumfahrtrobotern, möchte ich nur sagen, dass hier die Rahmenbedingungen ganz andere sind. Und warum sollte man über einen Felsen klettern und dabei Millionen teure Instrumente riskieren, wenn man auch drum rum fahren kann? Außerdem sind durchaus Roboter für die Raumfahrt in der Entwicklung, die auch klettern können:
http://www.dfki-bremen.de/robotik/fo...otik/scorpion/
http://www.dfki-bremen.de/robotik/fo...imber/details/
Ich habe den Scorpion einmal live gesehen und sowas wirst du als Hobby-Bastler erstmal nicht so schnell hinbekommen.
Nun zur Mechanik - Fangen wir mal beim Urschleim an:
Ein ungebundener Körper im 3d-Raum besitzt ja maximal 6 Freiheitsgrade, nämlich 3 Rotations- und 3 Translationsfreiheitsgrade. Wenn der Körper durch eine Bindung (Gelenk) irgendwo befestigt ist, ändert sich der Gesamt-Freiheitsgrad entsprechend der Anzahl der verbundenen Körper und den jeweiligen Freiheitsgraden in den Gelenken (Stichwort: Grüblersche Zwanglaufgleichung). Wenn also das Gesamtsystem F=6 hat, werden schon alle Bewegungsmöglichkeiten abgedeckt. Jede weitere Erhöhung des Gesamtfreiheitsgrades bringt keine neue Bewegungsmöglichkeit.
Für die Laufbewegung eines mehrbeinigen Roboters brauchst du aber bei weitem nicht so viele. Was nützt es dir z.B. wenn du den Aufsetzpunkt deines Fußes auf einer linearen Bahn erreichen kannst, wenn dasselbe genau so gut auf einer anderen Bahn möglich ist. Da jeder Freiheitsgrad (meistens) einen Antrieb entspricht, hast du dann folglich einen Haufen unütze Motoren, die dir nur zusätzliche Kosten, Gewicht und Steueraufwand bringen. Schon den Rotationsfreiheitsgrad um die untere Segment-Längsachse kann man ohne Probleme weglassen, wenn man nicht gerade einen unsymetrischen Fuss positionieren will (und davon war nicht die Rede).
Des weiteren kann man glaube ich sagen, je mehr Beine ein Roboter hat (bis zu einer bestimmten Grenze), desto geringer kann der Freiheitsgrad des Beines sein. z.B. kann sich ein Hexabot mit F=2 (heben/senken, vor/zurück) pro Bein schon gut fortbewegen.
Zitat:
außerdem ein aspekt haben fast alle roboter mit der natur gemeinsam: das exoskelett!
Darüber lässt sich streiten.
Zitat:
nimm dir einfach mal deinen arm als anschauungsobjekt, und zähl mal nach wie viele freiheiten dein arm hat (schulter bis handgelenk. ohne finger).
Der menschliche Arm dient aber nicht der Fortbewegung sonder eher dazu das "Präzisionswerkzeug" Hand zu führen. Und insgesamt ist es durch den Arm möglich die Hand in allen 6 Freiheitsgraden im Raum zu positionieren.
Zitat:
also ich für meinen teil zähle da 7 freiheiten. 5 knick-, und 2 drehfreiheiten.
Das stimmt also so nicht. Es gibt auch nur Translations- und Rotationsfreiheitsgrade. Die meisten natürlichen Gelenke haben nur Rotationsmöglichkeiten.
Zitat:
beim menschlichen bein ebenfalls
Bein und Arm sind verschiedene Sachen, weil Beine ja hauptsächlich der Fortbewegung dienen. Das menschliche Bein hat grob gesagt eine Kugelgelenk zwischen Oberschenkel und Becken (f=3, u=3) und ein Drehgelenk zwischen Ober- und Unterschenkenkel (f=1,u=5). Ohne Fuß ist somit F=4.
Zitat:
was man aber dazusagen muß, ist das die natur bessere gelenke hervorbringt als wir in der robotermechanik herstellen bzw. nutzen können.
Das ist so nicht richtig. Auch hier muss man wieder die Randbedingungen sehen. Natürliche Gelenke (keine stoffschlüssigen) sind in vielen Belangen schlechter als technische. Sie besitzen z.B. keinen definierten Drehpunkt, sind unregelmäßig geformt, der Öffnungswinkel ist meist sehr begrenzt, Belastbarkeit und Reibung sind bei technischen Gelenken teilweise besser, usw. Das ist der Tatsache geschuldet, dass natürliche Gelenke wachsen müssen und nicht montiert werden können.
Aber die Natur kann sich das auch leisten, weil sie über sehr komplexe Regelungsmöglichkeiten verfügt (inkl. Sensoren, Aktuatoren). Das Ganze ist auch noch adaptiv, nachgiebig und robust.
So, genug rumgesülzt O:)
Eine Frage zum Schluss noch: Hast du Kenntnisse aus Lehre oder Studium oder Hobby, wie man Gelenke auslegt und konstruiert?
Ich möchte mal behaupten, mit der üblichen Modellbau-Vorhehensweise (Servo+Blech drum rum + Welle durch) wirste bei deinem Projekt nicht weit kommen.
Bei so vielen Freiheiten wird das Huckepack-Prinzip deiner Antriebe ein Problem werden.
Bevor du mit der Konstuktion beginnst, solltest du wenigstens die Antriebskräfte für die Extremlagen überschlagen und das grundlegende technische Konzept sollte klar sein.
Ich kann mir ungefähr ausmalen, was dass bedeutet und wünsche mal viel Spaß ;-)
Gruß,
Distel